Toni Kronke – Mitgründer einer Bildungsbewegung

Wie wird man vom Kulturwissenschaftler zum Architekten einer Bildungsbewegung? Toni Kronke hat es vorgemacht. Vor über 13 Jahren ist er bei Teach For Austria eingestiegen – mit dem festen Glauben, dass jedes Kind faire Bildungschancen verdient. Seine Reise begann als Fellow in einer Kölner Hauptschule und führte ihn bis ins Gründungsteam von Teach For Austria. Heute ist er stellvertretender Geschäftsführer, Vater und weiterhin leidenschaftlicher Bildungsvisionär. Im Interview spricht Toni über mutige Entscheidungen, prägende Aha-Momente im Klassenzimmer und darüber, warum Leadership viel mehr ist als ein Titel. Bereit für eine inspirierende Geschichte über Wirkung, Wandel und den langen Atem, den echte Veränderung braucht? Los geht’s.

TFA: Lieber Toni, wie bist Du das erste Mal auf Teach First Deutschland aufmerksam geworden und warum hast Du dich damals 2009 als Fellow beworben?
 

TK: Das erste Mal habe ich von Teach First Deutschland in der ZEIT gelesen. Die Organisation war gerade gegründet worden und stellte den ersten Fellowjahrgang in Deutschland zusammen. Für mich war klar: hier kann ich wirklich einen Unterschied machen und mich direkt an der Basis für Bildungsfairness einsetzen. Dort, wo Gesellschaft geformt wird und die nächste Generation Perspektiven entwickeln kann. Außerdem reizte es mich, Teil von etwas ganz Neuem zu sein, mit der Organisation etwas aufzubauen und die Grundlage für deren weitere Entwicklung zu legen. 

Was genau hast Du vor dem Programm studiert und welche Fächer hast Du an der Mittelschule unterrichtet? Wie hat Dich Dein Studium-Background als Fellow in der Mittelschule geprägt?


Ich habe den Diplom-Studiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim abgeschlossen. Meine Hauptfächer waren Literatur mit Schwerpunkt Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus, Medien mit Schwerpunkt Kriegs- und Krisenkommunikation, Politikwissenschaften und Kulturpolitik, Kunst und Kunstwissenschaften. Ein Studium, ganz im Humboldtschen Sinne. Das war damals ein einzigartiger Studiengang in Deutschland, mit einem sehr hohen Praxisanteil. Zudem habe ich am Instituto Politécnico do Porto (Portugal) für ein Jahr Audiovisuelle Technologie studiert. Als Stipendiat bei InWEnt habe ich dann Demokratie- und Partizipationsprojekte mit Bürgerradios in Recife (Brasilien) begleitet und insgesamt zwei Jahre lang in Brasilien gelebt. In Deutschland war ich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit tätig und war in die Gründung und Programmentwicklung von Musik-, Kultur- und Filmfestivals involviert. 

An meiner Schule habe ich die Fächer Deutsch, Arbeitslehre/Wirtschaft, Geschichte, Sport und Englisch unterrichtet. Englisch vor allem deswegen, weil ich längere Zeit in den USA gelebt und einen High School Abschluss habe. Arbeitslehre und Wirtschaft konnte ich u.a. auch durch mein Wirtschaftsabitur und meine praktische Erfahrung gut abbilden. Als langjähriger Handballer und Jugendtrainer habe ich zudem den Handball-Schwerpunkt der Schule unterstützt und den Umstieg von einer Halbtags- auf die Ganztagsschule begleitet. Durch meinen Studienhintergrund konnte ich ganz neue Impulse einbringen, z.B. Video- und Hörspielproduktionen in den Unterricht integrieren und neue Projekte initiieren.

„Für mich war klar: hier kann ich wirklich einen Unterschied machen und mich direkt an der Basis für Bildungsfairness einsetzen.“

Toni Kronke, Stellvertretende Geschäftsführung TFA

Was waren Deine größten Herausforderungen als Fellow und was hast Du dabei für Deine weitere Berufslaufbahn gelernt?
 

Davon gab es viele. Ich gehörte zum ersten Fellowjahrgang und war der einzige Fellow an meiner Schule. Niemand wusste also, was ein Fellow ist und was der an dieser Schule überhaupt will. Ich musste mir mein Einsatzprofil selbst erarbeiten und eine gute Beziehung zu meinen Kolleg:innen im Konferenzzimmer aufbauen. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, wo und wie ich an der Schule und für meine Schüler:innen am besten wirksam werden kann.

Anfangs war da viel Misstrauen und wenig Begeisterung über meine Anwesenheit. Wichtig ist in einer solchen Situation, diese anfängliche Skepsis und Ablehnung nicht persönlich zu nehmen und vor allem auf diejenigen zuzugehen, bei denen es am schwersten fällt, wo die eigene Überwindung am größten ist. Vor allem dann, wenn diese Kolleg:innen den stärksten Einfluss auf das restliche Kollegium haben. Mir war klar, wenn diese Kolleg:innen hinter mir stehen, kann ich für meine Schüler:innen wirklich viel umsetzen. Und so war es dann auch. Der Personalvertreter z.B., der mich in den ersten Tagen nicht einmal grüßte, war am Ende derjenige, der mit mir gemeinsam Projekte und pädagogische Konzepte durchsetzte, die im Kollegium zunächst auf Widerstand stießen. Zudem war es wichtig, zu zeigen, dass man sich auf mich verlassen kann und dass ich zu meinem Wort stehe. Durch das wachsende Vertrauen konnte ich dann auch meine positive Perspektive auf als problematisch wahrgenommene Schüler:innen einbringen und meine Meinung wurde gehört, z.B. bei Notenkonferenzen. Am Ende meiner zwei Fellowjahre wurde ich im Kollegium genauso verabschiedet wie meine Kolleginnen, die in diesem Jahr in Pension gingen. Das habe ich als große Wertschätzung empfunden.  

In meiner Zeit als Fellow habe ich gelernt, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben, unsere große Vision auch im Alltag nicht aus den Augen zu verlieren und allen Menschen mit Neugier und einem Vertrauensvorschuss zu begegnen. Dann wird viel möglich. 

 

Worauf warst Du als Lehrkraft besonders stolz? Erzähle uns gerne Erfolgsgeschichten von Deinen Schüler:innen? Wie hatte Dein Wirken direkten Impact?
 

Auch Erfolgsgeschichten gab es viele, im Großen wie im Kleinen. Aber der Weg dahin war hart und steinig. Wenn ich mit der Vision antrete, bessere Bildungs- und Zukunftschancen für meine Schüler:innen zu schaffen, und es wirklich ernst meine, dann muss ich die Extra-Meile gehen. Und zwar jeden Tag. Sicher in der Klasse zu stehen und guten Unterricht zu machen. Das ist schon eine hohe Kunst an sich. Und da rede ich noch gar nicht von all den anderen (sozialen, sprachlichen, kulturellen) Herausforderungen im Kontext unserer Zielschulen. Wenn Du in diesem Kontext Deine Schüler:innen aufblühen siehst, ist das einfach wunderbar. 

Der für die Schule wohl größte sichtbare Erfolg in meiner Zeit als Fellow war der Gewinn des Bundespreises (2. Platz) und Landespreises NRW (1. Platz) beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten der Körber-Stiftung (aus über 1100 Einreichungen). Gemeinsam mit einer Kollegin habe ich über ein halbes Jahr lang mit Schüler:innen der 10. Schulstufe im Deutsch- und Geschichtsunterricht an dem Wettbewerbsbeitrag gearbeitet. Die Schüler:innen haben recherchiert, ein Radiofeature geschrieben und produziert. Allein die Teilnahme am Wettbewerb war schon etwas besonderes. Wir waren eine der ganz wenigen Hauptschulen, die überhaupt teilnahmen und die einzige, die einen Preis gewann. Sonst waren dort ausschließlich Gymnasien und Gesamtschulen vertreten. Im Zuge der Produktion haben wir auch Medienkontakte aufgebaut und wurden zum Interview mit der Rheinischen Post eingeladen. Durch sehr gute Vorbereitung und Medientraining konnten unsere Schüler:innen dort richtig glänzen, was dazu führte, dass uns der Journalist immer wieder besuchte. Mehrere Artikel erschienen über unser Projekt. Als wir dann auch noch den Preis auf Landes- und Bundesebene gewannen, war das für uns alle unglaublich. Als meine Schüler:innen dann in Bonn im Haus der Geschichte auf der Bühne standen und ihnen vom Staatssekretär für Kultur und dem Präsidenten der Körber- Stiftung der Preis verliehen wurde, war das ein großartiger Moment. Da haben diese jungen Menschen, die sonst oft als Problemfälle abgestempelt wurden, gespürt, dass sie dazugehören, dass sie wichtig sind und dass sie in ihrem Leben viel erreichen können. 

„Da haben diese jungen Menschen, die sonst oft als Problemfälle abgestempelt wurden, gespürt, dass sie dazugehören, dass sie wichtig sind und dass sie in ihrem Leben viel erreichen können.“

Toni Kronke, Stellvertretende Geschäftsführung TFA

Inwiefern hast Du von der Sommerakademie als Vorbereitung und dem regelmäßigen individuellen Coaching durch Deine Trainerin/Deinen Trainer profitiert?
 

Die Sommerakademie war für mich das absolute Highlight in der gesamten Ausbildung. Da sind wir als Fellowjahrgang zusammengewachsen und es haben sich Freundschaften gebildet, die bis heute anhalten. Die Reflexion der eigenen Rolle war sehr wichtig. Wie reagiere ich in bestimmten Situationen, was sind meine Defaults und wer/wie will ich als Lehrkraft sein?  Unterrichtstechniken, Methodik, Didaktik und Classroom Management waren wichtige Punkte, da wir alle ja aus anderen Bereichen kommen und nicht Lehramt studiert haben. Die Hospitationen durch meine Trainerin waren absolut wertvoll. Unglaublich, welche blinden Flecken sich innerhalb kürzester Zeit bilden können. 

Im Analysegespräch mit meiner Trainerin nach einer Hospitation fragte sie mich einmal: “Du warst während der Stunde mind. einmal bei jeder:m Schüler:in und hast sie/ihn individuell angesprochen. Aber hinten rechts warst du nicht ein einziges Mal. Warum?” Gemeinsam mit meiner Trainerin reflektierte ich die Situation. Oft äußerte sich dieser Schüler negativ über seine Mitschüler:innen. Außerdem fiel er mir immer wieder mit sehr radikalen Aussagen/Ansichten auf. Es war mir selbst nicht mehr aufgefallen, aber ich vermied den Kontakt mit dem Schüler. Dabei war genau er es, auf den ich mich konzentrieren musste, damit ich ihn in der Gruppe und in der Schule halten konnte. Die Beobachtung meiner Trainerin brachte mich wieder zurück zu dem Grund, aus dem ich Fellow geworden war. Die Zusammenarbeit mit diesem Schüler wurde in der darauffolgenden Zeit nicht einfacher, aber mein Blick war geschärft und ich schaffte es über die Zeit, ihn wieder besser in die Klasse zu integrieren. 

Wie kam es danach dazu, dass Du gemeinsam mit Walter Emberger Teach For Austria in Österreich aufgebaut hast und was waren die Herausforderungen dabei?
 

Ich habe Walter bei einer Alumni-Konferenz in Deutschland getroffen. Er war gerade dabei, Teach For Austria zu gründen und schaute sich die Sommerakademie von Teach First Deutschland an. Walter war total neugierig und begeistert. Ich habe mit ihm in einer Arbeitsgruppe gesessen und gesehen, was für einen Drive er hat, welch hohen Anspruch er an sich und sein Wirken hat und wie groß er denkt. Ein absoluter Entrepreneur. Da habe ich gedacht: “Da baut einer etwas auf, zu dem ich beitragen kann.” Nach einiger Zeit habe ich dann im Internet nach Teach For Austria gesucht und tatsächlich hatte Walter in der Zwischenzeit gegründet. Ich habe angerufen und gefragt, ob er noch jemanden braucht, der beim Aufbau hilft. Brauchte er. Also bin ich im November 2011 kurzentschlossen von Köln nach Wien gezogen. Und dann haben wir einfach losgelegt.

Die Herausforderungen waren auf allen Ebenen sehr groß. In der Rückschau frage ich mich manchmal, wie wir das alles geschafft haben. Wenn man eine Organisation wie TFA gründet, braucht man zunächst einmal drei Dinge: Geld, Fellows, Placement. Nichts davon hatten wir. Termine im Ministerium, beim Stadtschulrat oder Einladungen zu wichtigen Veranstaltungen zu erhalten, ein Kennenlernen von potentiellen Donoren. All das war schwierig, denn wir hatten ja nichts vorzuweisen und wenige interessierten sich überhaupt für uns. Da braucht es im Gründungsteam schon die feste Überzeugung, dass das, was wir sagen, wirklich möglich ist. Und man braucht sehr viel Ambiguitätstoleranz und den souveränen Umgang mit Unsicherheiten auf allen Ebenen. Meine Erkenntnis in dieser Phase war, dass dies nur wenige Menschen aushalten können und/oder wollen. 

Ich war damals vor allem für den Aufbau der Marke, Recruitment, Auswahlverfahren, Placement und z.T. die Durchführung der Sommerakademie zuständig. In dieser Zeit haben wir wohl insgesamt tausende Male TFA gepitched. Die Herausforderung war, dass viele nicht an das Modell geglaubt haben. Oft haben wir gehört: “Das geht vielleicht in den USA, aber nicht in Österreich! Und außerdem…warum sollten High Potentials an Brennpunktschulen unterrichten wollen?” Und so weiter und so weiter. Wir haben so oft gehört, “Das geht nicht", dass wir eines Tages an unsere Wand im Büro den Spruch geklebt haben: “Ja, das geht”. Dieser Spruch hängt auch heute noch in unserem Büro und prägt die Kultur und das Mindset bei TFA. 

„Wir haben so oft gehört, "Das geht nicht", dass wir eines Tages an unsere Wand im Büro den Spruch geklebt haben: "Ja, das geht".“

Toni Kronke, Stellvertretende Geschäftsführung TFA

Wie wird der Begriff Leadership bei Teach For Austria definiert? Was bedeutet Leadership im Zusammenhang mit der Arbeit als TFA Fellow? Warum braucht es besondere Leadership Skills als Pädagogin oder Pädagoge an Kindergarten, Volksschulen und Mittelschulen mit sozioökonomisch benachteiligten Kindern?

 

In unserem Verständnis ist Leadership unabhängig von Position und Hierarchie. Wir sprechen davon, Leadership auszuüben. Wenn ich es so formuliere, dann ist Leadership immer an eine Handlung gebunden. Es geht darum, ein Problem zu sehen, Verantwortung für die Lösung zu übernehmen und eine positive Veränderung zu bewirken. In der Regel muss ich dafür eine Gruppe von Menschen mobilisieren, die sich gemeinsam auf den Weg macht. In dieser Lesart kann es also durchaus hochrangige Führungskräfte geben, die kein Leadership zeigen. Genauso gut kann ein kleines Kind oder auch ein:e Praktikant:in sehr wohl Leadership ausüben und Veränderung in seinem/ihrem Kontext bewirken. 

Im Kontext von TFA sprechen wir von Leadership, weil herausragende Lehrkräfte und Pädagog:innen herausragende Führungspersönlichkeiten sind und Leadership zeigen. Es gibt kaum einen Job, bei dem man von Anfang an so viel Verantwortung für so viele Menschen übernimmt. Das ist eine große Herausforderung. TFA Fellows, wie andere Lehrkräfte und Pädagog:innen auch, sind dafür verantwortlich, dass Kinder aus bildungsfernen oder sozioökonomisch benachteiligten Familien erfolgreich lernen und ihnen in Zukunft alle Türen offen stehen. 

Im Schnitt arbeiten TFA Fellows mit ca. 100 sozial benachteiligten Kindern und/oder Jugendlichen. Damit übernehmen sie Verantwortung für 100 Lebenswege und die Entwicklung der österreichischen Gesellschaft. Wer an TFA Einsatzschulen oder -kindergärten, gemeinsam mit Kindern oder Jugendlichen, dem Kollegium und den Eltern etwas bewegt, kann  überall erfolgreich arbeiten und Widerstände überwinden. Direktes Feedback und direkter Impact sind Merkmale der Fellow Tätigkeit und führen zu einem rasanten persönlichen und professionellen Wachstum. Das zweijährige Social Leadership Programm und das starke professionelle Netzwerk von TFA befähigen Dich als Fellow, Herausforderungen erfolgreich zu bestehen und auch langfristig als prägende:r Akteur:in auf allen gesellschaftlichen Ebenen, Bildung und Zukunft zu gestalten.

Welche Kompetenzen sind bei Kandidat:innen in der Bewerbung und im  Assessment Center relevant, damit sie als TFA Fellow im Social Leadership Programm von Teach For Austria starten können?
 

Die Bildungs- und Zukunftschancen von Kindern in Österreich sind durch ihren sozioökonomischen Hintergrund und den Bildungsgrad der Eltern vorgezeichnet. Ohne eine besondere Förderung und enorme Anstrengungen von allen Beteiligten werden diese Kinder und Jugendlichen nicht alle Möglichkeiten im Leben haben. 

TFA Fellows entscheiden sich dafür, ausschließlich an Bildungsstandorten mit einer sehr hohen Anzahl an sozial benachteiligten Kindern/Jugendlichen zu arbeiten. Sie wollen als Impulsgeber.innen agieren, um gemeinsam mit allen Lehrkräften und Pädagog:innen vor Ort dafür zu arbeiten, dass ihre Kinder und Schüler:innen erfolgreiche Bildungswege gehen können. Für diese äußerst anspruchsvolle Aufgabe wählt Teach For Austria Persönlichkeiten aus, die bereits im Auswahlverfahren Kompetenzen und Fähigkeiten nachweisen, die sie dazu befähigen, in diesem sehr herausfordernden Umfeld erfolgreich agieren zu können. Zudem muss der Auswahlprozess sicherstellen, dass TFA Fellows die Voraussetzungen dafür mitbringen, um als effektive Pädagog:innen und Lehrkräfte zu agieren. Sie müssen in der Lage sein, sich innerhalb kürzester Zeit persönlich und professionell stark weiterzuentwickeln.

Im Zentrum des Auswahlprozesses stehen verschiedene Auswahlkriterien/Kompetenzen:

1. Identifikation mit den Zielen von Teach For Austria

TFA Fellows müssen sich mit den Zielen von Teach For Austria identifizieren. Sie müssen sich selbst als diejenigen sehen, die hauptverantwortlich für den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen sind. Zudem müssen sie zeigen, dass sie diese Verantwortung auch tragen und konkret dazu beitragen wollen und können, dass alle Kinder, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund, alle Möglichkeiten im Leben haben.

2. Leadership (Verantwortungsübernahme)

Leadership im Kontext von Teach For Austria heißt, Verantwortung zu übernehmen um Veränderung zu bewirken. TFA Fellows sind Menschen, die etwas bewegen wollen, sich engagieren und in der Vergangenheit bereits gezeigt haben, dass sie erfolgreich Verantwortung übernehmen. Der Kontext dieser Verantwortungsübernahme spielt weniger eine Rolle als das Ausmaß der Verantwortung und was die Person konkret bewirkt hat. Diejenigen, die schon in der Vergangenheit in besonderem Maße Verantwortung übernommen haben, werden dies auch zukünftig in Kindergarten/Schule und darüber hinaus tun.

3. Durchhaltevermögen

Die Arbeit an der Schule ist, eine sehr große Herausforderung und TFA Fellows brauchen ein hohes Maß an Durchhaltevermögen. Daher zeigen Kandidat*innen bereits im Auswahlprozess, wie sie in der Vergangenheit mit schwierigen Situationen umgegangen sind, welche Einstellung sie zu Problemen/Hürden haben und welchen Ansatz sie zur Überwindung solcher Situationen wählen.

4. Lernbereitschaft & Reflexionsfähigkeit

TFA Fellows müssen von Anfang an eine sehr steile Lernkurve erzielen. Das ist wichtig, um so schnell wie möglich in der Lage zu sein, einen positiven Unterschied im Klassenzimmer zu machen. Das kann nur erfolgen, wenn sie sich selbst sehr gut einschätzen. Sie müssen in der Lage sein, Feedback als Chance zum Lernen zu begreifen und ihre Handlungen entsprechend auszurichten. 

5. Kommunikation

Die Art und Weise, wie Fellows kommunizieren, ist in allen Facetten der Arbeit sehr wichtig. Im Klassenzimmer oder in der Gruppe müssen Fellows in der Lage sein, Schüler:innen/Kinder für ein Thema zu begeistern, sie zu motivieren und anspruchsvolle Lernziele zu erreichen. Auch die Kommunikation mit dem Kollegium, der Direktion oder den Eltern erfordert eine ausgeprägte und auf die verschiedenen Situationen und Gesprächspartner:innen angepasste Kommunikationsfähigkeit.

6. Organisationsfähigkeit

TFA Fellows stellen hohe Erwartungen an sich selbst und ihre Schüler:innen/Kinder. Um im Klassenzimmer oder der Kindergartengruppe und darüber hinaus erfolgreich arbeiten zu können, müssen TFA Fellows außerordentlich gut organisiert und fähig sein, langfristige Ziele gemeinsam mit den Schüler:innen/Kindern zu definieren, sichtbar zu machen und erfolgreich umzusetzen.

7. Wertschätzung und Integration

Wertschätzung,  Respekt und Stärkenorientierung sind unerlässlich für den Beziehungsaufbau mit Schüler:innen, Kindern und anderen Akteur:innen in- und außerhalb der Schule. Diese Eigenschaften und Umgehensweisen stellen die Grundlage für ein erfolgreiches, gemeinsames Arbeiten mit allen Beteiligten dar.

Mittlerweile gibt es in Österreich auch den Quereinstieg über Klassejob, der es Quereinsteiger:innen ermöglicht, Kinder von 10-18 Jahren zu unterrichten. Teach For Austria war durch die jahrelange Expertise maßgeblich bei dem Aufbau von Klassejob beteiligt. 

Was ist der Unterschied zwischen Klassejob und Teach For Austria?
 

Der Hauptunterschied ist, dass TFA Fellows sich dafür bewerben, ausschließlich an Bildungsstandorten mit einer sehr hohen Anzahl an sozial benachteiligten Kindern/Jugendlichen zu arbeiten. Fellows gehen dahin, wo die Umstände für alle Beteiligten besonders herausfordernd sind. Es geht also nicht vorrangig darum, einfach Lehrkraft zu werden. TFA organisiert ein Social Leadership Programm bei dem die Alumniperspektive und das Netzwerk eine große Rolle spielen. Wer Feuer fängt und in der Schule seine Berufung findet, soll reguläre Lehrkraft werden können und der Schule langfristig erhalten bleiben. TFA zielt aber auch darauf ab, dass Alumni in Entscheidungspositionen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft oder Zivilgesellschaft gehen um sich von dort aus für Bildungsfairness einstehen und dafür sorgen, dass auch Kinder aus sozial benachteiligten Strukturen Zugang zu hochwertiger Bildung erhalten. 

„Leadership heißt, ein Problem zu sehen, Verantwortung für die Lösung zu übernehmen und eine positive Veränderung zu bewirken.“

Toni Kronke, Stellvertretende Geschäftsführung TFA

Teach For Austria ist Teil des internationalen Teach For All Netzwerks, das mit Teach For America gestartet hat. Was ist das Besondere an der TFA Community und der internationalen Teach For All Community?
 

Unser Netzwerk ist schon außergewöhnlich. Da kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die alle vereint sind durch unsere gemeinsame Vision. TFALL Organisationen gibt es mittlerweile in über 60 Ländern. Egal wo ich hinkomme, überall habe ich Freunde, die mit mir an der gleichen Sache arbeiten. Und das meine ich wirklich so. Manchmal sprechen mich Fellows oder Alumni an, weil sie gerade in einem anderen Land sind, z.B. in Thailand, Portugal oder Kolumbien. Dann vernetzen wir sie mit unseren Partnerorganisationen vor Ort und schon sind sie in Kontakt, treffen sich, tauschen sich aus und das Netzwerk wird wieder stärker. 

Die TFA Community in Österreich ist meine Lieblings Fellow/Alumni Community im Netzwerk. Das liegt natürlich daran, dass ich hier alle gut kenne. Aber die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, habe ich bei anderen Organisation oder Unternehmen selten gesehen. Hier bilden sich echte Freundschaften, die jeweiligen Fellowjahrgänge halten stark zusammen und in der Zusammenarbeit werden unsere Werte sichtbar: GEMEINSAM, BEGEISTERN, WACHSEN, MÖGLICH MACHEN. Es macht wirklich Spaß, mit solch einer Gruppe von interessanten und inspirierenden Menschen arbeiten zu dürfen.

Was würdest Du einer Person raten, die gerade mit dem Gedanken spielt, zwei Jahre das Social Leadership Programm von Teach For Austria zu machen?
 

Es lohnt sich. Go for it. 

 

Danke für das Gespräch!

—  April 2025

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