Trainerin bei Teach For Austria: Fatlinda Ibraimi leitet durch das Social Leadership Programm
Fatlinda Ibraimi, Trainerin im Social Leadership Programm von Teach For Austria, spricht im Interview über ihre Motivation, Bildungsungerechtigkeit zu bekämpfen, und ihre Rolle dabei, angehende Lehrkräfte zu stärken. Sie gibt Einblicke in die persönlichen Entwicklungen der Fellows und erklärt, warum das Programm eine wertvolle Gelegenheit für alle ist, die einen Unterschied in der Bildung schaffen wollen.
Training für Social Leaders

TFA: Warum arbeitest du als Trainerin im Social Leadership Programm von TFA?
FI: Ich arbeite als TFA Trainerin, weil ich daran glaube, dass Bildung der Schlüssel zu echter Chancengerechtigkeit ist. Viele Kinder in Österreich haben nicht die gleichen Möglichkeiten, nur weil sie einen bestimmten Background haben oder weil ihre Eltern keine akademische Ausbildung haben. Das Bildungssystem wie es jetzt ist, wird dem aber nicht gerecht, wir sehen, dass es die Schere noch weiter aufmacht, dass die Potenziale der Kinder nicht erkannt und gefördert werden und dass Kindern schon sehr früh die Möglichkeit auf ein gutes Leben genommen wird. Daher braucht es Personen, die sich engagieren und da einen Beitrag leisten wollen. Diese Personen zu begleiten ist unglaublich erfüllend. Sie kommen mit viel Motivation, aber auch vielen Fragen und Unsicherheiten ins Programm – und wir dürfen sie dabei unterstützen, zu selbstbewussten Lehrkräften und Führungspersönlichkeiten zu werden. Jede:r einzelne:r Fellow kann in seinem oder ihrem Klassenzimmer einen Unterschied machen und das bedeutet, dass wir indirekt Tausende von Kindern erreichen.
Zur Person
Fatlinda Ibraimi ist seit dem Jahr 2023 Trainerin im Social Leadership Programm von Teach For Austria und moderiert unter anderem das jährliche Future Minds Summit in Linz. Davor war sie als Selection Managerin für den Auswahlprozess der Fellows zuständig. Sie hat in Oberösterreich Lehramt, Soziale Arbeit und Kinder- und Jugendhilfe studiert und mehrere Jahre als Pädagogin, Lernbetreuerin und Referentin im Bildungs- und Diversity-Bereich gearbeitet.
"Ich arbeite als TFA Trainerin, weil ich daran glaube, dass Bildung der Schlüssel zu echter Chancengerechtigkeit ist."
Welche persönlichen Entwicklungen bei den Fellows siehst du am meisten während der 2 Jahre?
Fellows wachsen in ihre Rolle hinein. Anfangs geht es oft nur darum, irgendwie durch den Tag zu kommen, sie sind sehr vorsichtig, unsicher und hinterfragen sich oft. Nach und nach entwickeln die Fellows aber eigene Strategien und Routinen, mit denen sie nicht nur Unterricht halten, sondern wirklich gestalten. Nach zwei Jahren stehen sie selbstbewusst vor der Klasse, treffen klare Entscheidungen und wissen, wie sie ihr Klassenzimmer führen.
Viele erkennen systemische Ungerechtigkeiten klarer und entwickeln den Antrieb, auch langfristig für Bildungsfairness zu kämpfen.
"Fellows wachsen in ihre Rolle hinein. Sie entwickeln eigene Strategien und Routinen, mit denen sie nicht nur Unterricht halten, sondern wirklich gestalten."
Welche Erfolgsgeschichten von Fellow und Schüler:in teilst du am liebsten?
Drei Anekdoten:
Eine Fellow hat im Zuge der TFA Woche Kontakt zu einem Partnerunternehmen geknüpft und dadurch einer Schülerin ermöglicht, ein Bewerbungsgespräch für die Lehre dort zu bekommen. Diese Schülerin schließt dieses Jahr ihre Lehre ab.
Eine Fellow hat sich im 1. Jahr sehr schwer getan in der ersten Klasse, war auch Klassenvorstand. Die Klasse war sehr, sehr herausfordernd und sie hat echt gestruggled, eine gute Lernatmosphäre herzustellen. Sie hat aber vieles probiert, sich selbst entwickelt, externe Workshops organisiert, da wo ihre Kompetenzen nicht gereicht haben, an andere Stellen verwiesen und jetzt im zweiten Jahr ist die Klasse wie ausgewechselt.
Eine Fellow hat ihre Leidenschaft zum Volleyball auch mit in die Schule gebracht, ein Volleyball Team gegründet und Kinder dafür begeistert. Ihr Ziel war es, vor allem die "herausforderndsten" Kids in das Team zu nehmen. Diese Kinder sind total aufgegangen, weil sie die Disziplin und Struktur eines Teams gebraucht haben. Sie sind dann auch ganz anders mit der Fellow umgegangen, weil sie auch eine Trainerin-Spieler:innen Beziehung hatten. Das Team hat sich dann sogar für das Landesliga Finale qualifiziert. Durch den Besuch von unserem Partner Greiner während der TFA Woche, hat Greiner dann sogar eingewilligt, die Trikots für das Team zu sponsern.
Was sind deine Wünsche für die Zukunft bzgl. Bildungsfairness?
- Ein Bildungssystem, das nicht vom sozioökonomischen Hintergrund abhängt.
- Mehr Ressourcen für Mittelschulen, sei es finanziell und personell; verstärkter Einsatz von Schulsozialarbeiter:innen und Intergrationslehrer:innen
- Eine Lehrkräfte-Ausbildung, die stärker auf Inklusion und soziale Gerechtigkeit ausgerichtet ist.
- Langfristige politische Veränderungen, die strukturelle Diskriminierung abbauen.
Was sind vier Gründe, sich für das Social Leadership Programm zu bewerben?
- Persönliches Wachstum: Das Programm fordert heraus und ermöglicht eine außergewöhnliche Entwicklung in Führungskompetenz, Reflexion und Problemlösung.
- Sinnhafte Arbeit: Fellows bewirken einen echten Unterschied im Leben von Kindern und Jugendlichen.
- Unterstützung und Netzwerk: Fellows werden intensiv begleitet und haben immer Ansprechpersonen; zusätzlich zu den Trainerinnen sind sie Teil einer Fellow Gruppe, mit der sie sich regelmäßig austauschen können und sich gegenseitig inspirieren können
- Impact: Man ist Teil einer Bewegung für Bildungsfairness und Veränderung.
"Fellows bewirken einen echten Unterschied im Leben von Kindern und Jugendlichen."
Vielen lieben Dank für diese spannenden Einblicke, liebe Fatlinda.
— Februar 2025