Warum bin ich eigentlich bei TFA gelandet?
Vor 4 Jahren habe ich eine große internationale Bank verlassen und bin zu einer Organisation für Bildungsfairness gewechselt. Wenn ich mit meinen früheren Kolleg:innen spreche kommt oft die Frage, was der letzte Auslöser war. Ein Beitrag von Severin Broucek, GF. von TFA.
Warum TFA?
Anscheinend ist ihnen allen das große "Why" klar, wenn auch jeweils mit anderem Schwerpunkt - der Sinn, die "Aurapunkte", die direkte Wirkung und das agile Arbeitsumfeld spielen da je nach Gegenüber eine Rolle. Aber warum genau in diesem Moment, nicht Jahre davor oder danach? Und warum gerade zu TFA?
Der Wunsch nach "mehr" wuchs zur Sinnfrage
Ich habe meine Zeit in der Privatwirtschaft sehr geschätzt - viele motivierte Kolleg:innen, spannende Einblicke in die Weltwirtschaft, internationale Lernmöglichkeiten, herausfordernde Jobs und die Annehmlichkeiten eines guten Gehalts. Wann kam der Tag, an dem der Wunsch nach "mehr" nicht mehr Verantwortung, Geld oder persönliche Weiterentwicklung, sondern (auch) etwas anderes fordert? Für mich war es die abflachende Lernkurve, die sich irgendwann zu einer Sinnfrage ausgewachsen hat. Die Variationen der Herausforderungen beginnen sich allzu sehr zu gleichen, und sie zu bewältigen machte weniger Spaß.
Dieses "mehr" verlangte immer deutlicher nach einer Auswirkung des eigenen Handelns - eine Wirkung auf mich, aber auch auf andere, und nach einigem Nachdenken auch auf uns alle.
Ich bin kein "Weltverbesserer", das ist ein zu großer Anspruch für mich. Aber nach einigen Jahren im Finanzsektor stellten sich mir doch einige Fragen: habe ich keine anderen Interessen? Und werde ich jetzt aktiv oder rede ich nur darüber? Welche Themen sind mir, sind für die Gesellschaft wichtig? Die Bildung und die Arbeit mit und für Kinder war dann diese Schnittmenge für mich. Ein Thema, mit dem ich mich in meiner Schulzeit in der Kinder- und Jugendarbeit und dann als Vater wieder viel beschäftigt habe, und das einen riesigen Hebel auf die Zukunft hat. Und was eine zu große Spaltung der Gesellschaft in "haves and have nots" bedeutet, konnte ich auf meinen Dienstreisen in verschiedene Gegenden der Welt sehen, da lag die Ausrichtung auf faire Bildungschancen nahe.
TFA hat mein "Beginners Mindset" geweckt
Sobald die inhaltliche Richtung klar ist, beginnt die Detailarbeit. Wo will ich mich konkret einbringen? Da gab es für mich einen wichtigen Aspekt. Ich wollte meine Erfahrungen nicht einfach wegwerfen, sondern einige davon in meinen neuen Kontext einbringen. Ein professionelles, ambitioniertes Umfeld mit viel Gestaltungsspielraum und direkter Wirkung auf Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen - das klang anfangs fast zu viel verlangt. Als dann durch einen glücklichen Zufall die Ausschreibung von TFA in meine Inbox kam (danke, Tina!), war mir der "Match" klar.
Eine Organisation, die Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammenbringt, und sie direkt im Bildungssystem bei ihrer Wirkung unterstützt - da wäre ich ein engagierter Quereinsteiger unter engagierten Quereinsteigenden.
Bei den ersten Treffen wurde klar, dass hier ambitionierte Ziele und hohe Erwartungen mit einem hoch-professionellen Unterstützungssystem kombiniert werden. Bei der Meetingkultur, Management-Techniken, und strukturierten Strategien kann jeder globale Corporate etwas dazulernen. Gleichzeitig war mein "beginners mindset" geweckt, es gab so viel dazuzulernen und meine Erfahrungen in angepasster Form einzubringen, sodass meine Arbeitsenergie einen Vitaminschub verpasst bekam.
Veränderung braucht Motivation, eine Richtung und einen nächsten Schritt
Fellows bei ihrer Arbeit zu sehen, wie sie sich mit vollem Einsatz für ihre Kids in Kindergarten und Schule einzusetzen; meine Teamkolleg:innen, die alles daran setzen, die richtigen Personen zu finden und auf ihre Aufgabe effektiv und effizient vorzubereiten; unser Netzwerk aus verschiedensten Partnern, die sich von unseren Fellows und Alumni inspirieren und beeindrucken lassen; sinnvolle Bildungsprojekte; die spannenden und oft lustigen Gespräche mit unseren so unterschiedlichen Alumni - all das bestärkt mich jeden Tag. So manche schwierige Themen, Rückschläge, Lernmomente und Sorgen (und ein paar weiße Haare) später weiß ich jeden Tag, warum es der richtige Moment, und wenn nicht der richtige dann sicher eher ein Tag zu spät als einer zu früh war, mich für die neue Richtung zu entscheiden. Wie bei jedem Change-Prozess benötigt man Motivation, eine Richtung und einen nächsten Schritt für eine größere Veränderung. Als alle drei Komponenten für mich vorhanden waren, musste ich nur mehr springen - und im Nachhinein kann ich sagen, es war ein super Gefühl.